DIE GESCHICHTE DER Boroughs und Shires – Wo kommen sie her?

Wer einen Blick auf die Landkarte von Großbritannien wirft, dem werden vor allem zwei Begriffe auffallen, die sich immer wieder in Namensbezeichnungen für Städte und Landstriche finden: Boroughs and Shires. Doch wo kommen diese Bezeichnungen her? Macht dich das stutzig? Nun, dann schauen wir uns die Ursprünge der beiden Begriffe doch mal ein wenig genauer an.

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Dazu müssen wir einen gewaltigen Sprung zurück in der Geschichte Englands machen. Denn ja, hier sprechen wir erst mal nur von England und nicht von Großbritannien, das viel später entstehen sollte. Denn wir befinden uns in der Zeit der Angelsachsen. Diese hatten sich im Zuge der Völkerwanderung auf den Britischen Inseln niedergelassen und lebten mit der dortigen keltischen Bevölkerung recht gut miteinander. Das Land war in viele kleine angelsächsische Königreiche unterteilt, die schließlich unter Alfred dem Großen, König von Wessex, im 9. Jahrhundert vereint wurden. Lediglich den Nordosten Englands konnten die Angelsachsen erst Eduard dem Älteren, dem Sohn von Alfred dem Großen, ihrem Machtbereich hinzufügen. Vorerst zählte der Nordosten, Danelag genannt, zum Einflussbereich der Wikinger.

 

Lange Zeit hatten die Nordmänner immer wieder die Britischen Inseln attackiert und die Bewohner ausgeraubt. Auch der Süden wurde Ziel ihrer Attacken. Dies führte aber eben dazu, dass sich die angelsächsischen Könige wappnen, ihre Königreiche, auch im wirtschaftlichen und rechtsstaatlichen Sinne, stärken und verteidigen mussten. Alfred der Große vermochte es schließlich, das Land zu einen und erfolgreich gegen die Wikinger zu verteidigen.

Einerseits wurde mit der Einführung des sogenannten „Danegelds“, um die an die Wikinger zu zahlenden Tribute aber auch die Verteidigung des Landes zu finanzieren, zum ersten Mal eine nationale Steuer auferlegt. Andererseits errichtete Alfred der Große ein Verteidigungssystem über das Land hinweg. Heute lassen sich noch mindestens 30 sogenannte „burhs“ bzw. „burghs“ nachweisen. Der Begriff soll seinen Ursprung im deutschen Wort „Burg“ haben. Die Burhs waren befestigte Plätze, die Alfred der Große rund um sein Königreich Wessex errichten ließ, um die Verteidigung des Landes zu erleichtern. Das Umland hatte dafür nicht nur Männer, sondern auch die notwendigen finanziellen Mittel bereitzustellen.

 

Aus dem Wort „burgh“  entwickelte sich später wiederum das Wort „borough“, um zunächst Marktflecken, später sogar Städte, die nach und nach entstanden, zu bezeichnen. Bis heute, im modernen England, ist das Wort noch gebräuchlich. Und so spricht man immer noch von „boroughs“ beispielsweise von den „Boroughs of London“ und es gibt Städte wie Peterborough in Cambridgeshire, Desborough in Northamptonshire und Loughborough in Leicestershire. 

Damit wäre nun also der Begriff „borough“ geklärt. Wie steht es nun um den Begriff „shire“?

 

Die „shires“, die ebenfalls unter den Angelsachsen und Alfred dem Großen entstanden, hatten eher etwas mit der Verwaltung des Landes zu tun. Ihre Entstehung wurde ebenso wie die der „burghs“ aufgrund der dauerhaften Bedrohung durch die Wikinger vorangetrieben.

 

„Shires“ entstanden wohl zunächst im Königreich Wessex, das schon im 9. Jahrhundert in mehrere „Shires“ aufgeteilt war. Von dort breiteten sie sich im 10. Und 11. Jahrhundert über das gesamte Reich der Angelsachsen aus. Vor Ankunft der Normannen unter Wilhelm dem Eroberer gab es in ganz England 37 verschiedene „shires“. „Shires“ stellten einfach eine territoriale Gliederung des Landes zu Verwaltungszwecken dar. Jedes „Shire“ wurde dann wiederum in „hundreds“ oder auch in sogenannte „wapentakes“ gegliedert bis hin zu einem „vill“ oder einem „tun“. Mit diesen letzten beiden Begriffen wurde einfach eine Gemeinde bezeichnet.  

 

Jedenfalls waren diese Gebilde wichtig für die Verwaltung und für die Rechtssprechung im Land. Denn neben der direkten Rechtsprechung durch die Monarchie, durch den König, wurden eben lokale juristische und verwaltungstechnische Angelegenheiten in den Shires geregelt. So traten mehrmals im Jahr unter der Leitung der jeweiligen Grafen und Bischöfe sogenannte „shire courts“ oder in kleineren Angelegenheiten „hundreds courts“ zusammen, wobei ja im Englischen heute das Wort „court“ sowohl „Hof“ als auch „Gericht“ bedeutet. Jedenfalls weiteten sich die Rechte der Grundherren der „Shires“ schließlich im 10. Jahrhundert weiter aus, sodass sie auch wichtigere Angelegenheiten entscheiden konnten.

 

Auch der Begriff der „shires“ überdauerte die Jahrhunderte, denn man findet ihn auch heute noch in so manchem Namen. Man denke nur beispielsweise an die Grafschaften Hampshire, Wiltshire oder Berkshire.

 

Wenn du noch mehr über die Zeit der Angelsachsen und über die Wikinger in England  erfahren möchtest, dann schau dir einfach mal bei den England Notes den Beitrag „Alfred der Große, die Angelsachsen und die Wikinger“ an.

Die Geschichte der Boroughs und Shires - Woher sie kommen: Übersicht

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