Das Jahr 1688 brachte einen Umsturz in der britischen Geschichte, der die Grundlage für das heutige politische parlamentarische System in Großbritannien schuf, für eine gemeinsame Regierung von Monarchie und Parlament. In diesem geschichtsträchtigen Jahr verlor Jakob II. aus dem Hause Stuart, der während seiner überaus kurzen Regierungszeit dazu neigte, Parlament und Gesetze zu missachten, seinen Thron. Kurz gesagt: Das Parlament sprach ihm sein Anrecht auf den Thron ab. All diese Ereignisse werden als Glorreiche Revolution bezeichnet. Glorreich vor allem deshalb, weil es bei all dem zu keinem größeren Blutvergießen, wie einst bei der Englischen Revolution und den Jahren unter Oliver Cromwell kam, oder wie bei der später im benachbarten Frankreich noch folgenden Französischen Revolution. Das Parlament bzw. sieben Mitglieder des Oberhauses, luden nun Wilhelm von Oranien und seine Frau Maria dazu ein, den britischen Thron zu besteigen.
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Wer waren jedoch Wilhelm von Oranien und seine Frau Maria? Nun, Wilhelm war Protestant und erfolgreicher Statthalter der Niederlande und Maria war die älteste protestantische Tochter des eben erst vom Thron verstoßenen katholischen Königs Jakobs II. und damit auch eine Nichte von König Karl II.
Was genau war nun in den Jahren vor der Glorreichen Revolution geschehen? Mit dem Ende der Englischen Revolution war die Monarchie durch das Parlament restauriert worden und Karl II., der Sohn des 1649 hingerichteten Königs Karl I., wurde neuer König im Lande. In dieser noch immer sehr brenzligen Situation blieb Karl II., der persönlich dem Katholizismus sehr nahe stand, dem Protestantismus jedoch treu, und er konvertierte selbst erst auf dem Sterbebett zum Katholizismus. Auch erließ er Gesetze, um die Protestanten zu schützen, die aber eben auch Katholiken diskriminierten. All dies jedoch war für die Sicherung seiner Herrschaft in Großbritannien, das damals bereits hauptsächlich protestantischen Glaubens war, notwendig.
Dem kinderlos gebliebenen Karl II. folgte im Jahr 1685 sein Bruder Jakob II. auf den Thron. Jakob war als Kind mit seinem Bruder und seiner Mutter nach der Hinrichtung des Vaters nach Frankreich geflohen und war katholischen Glaubens. Seitdem Heinrich VIII. sich von Rom losgesagt und die anglikanische Kirche begründet hatte, deren Oberhaupt fortan alle Monarchen des Landes sein sollte, gab es mit Jakob II. nun also die etwas bizarre Konstellation, bei der ein Katholik das Oberhaupt der anglikanischen Kirche war.
Darüber hinaus verstand Jakob II. es, sich Feinde zu machen, denn sein Verständnis des Königtums entsprach dem seiner Zeit in einem Europa, das von absolutistischen Herrscherhäusern dominiert wurde. So neigte er während seiner kurzen Herrschaftszeit dazu, Parlament und Gesetze zu missachten. Wie bereits Karl I. und im Prinzip ja auch sein Bruder Karl II. sah auch er seine Herrschaft als ein gottgegebenes Recht und versuchte, ohne das Parlament seine eigenen Gesetze durchzubringen. So betreute er Katholiken wieder mit Ämtern am Hofe und in der Verwaltung, etwas, das durch die Testakte aus dem Jahre 1673, die noch Karl II. unterzeichnet hatte, untersagt war. Er verstieß also dabei gegen gültige Gesetze. Trotz allem, der Unmut im Land stieg. Bis zu diesem Zeitpunkt jedoch ging man noch davon aus, dass mangels eines Thronfolgers die bereits erwachsenen protestantischen Töchter Jakobs II., Maria und Anne, ihrem Vater auf den Thron folgen würden. Doch dann plötzlich wurde 1688 aus Jakobs zweiter Ehe mit der Maria Beatrix von Modena, die ebenfalls Katholikin war, ein Sohn geboren und damit ein Thronfolger, der wie seine Eltern katholischen Glaubens sein würde. Als Jakob II. nun die Bischöfe der anglikanischen Kirche zwingen wollte, eine Toleranzerklärung gegenüber den Katholiken zu verlesen, weigerten sich diese. Erstmals entsagten sie dem König ihre Unterstützung, sie, die immer Unterstützer und Verfechter eben dieser Meinung vieler gewesen waren, dass der König ein von Gott gegebenes Recht auf Herrschaft habe. Der König war zu weit gegangen und in Anbetracht der nun realen Gefahr einer erneuten dauerhaften katholischen Monarchie auf dem britischen Thron, wurden aus ihnen Befürworter des Plans, den englischen Thron der protestantischen Tochter Maria und ihres Ehemanns Wilhelm von Oranien anzutragen.
Die Einladung an Wilhelm von Oranien, den Statthalter der Niederlande, und seine Ehefrau Maria, den englischen Thron zu besteigen, erfolgte durch eine Gruppe von Adligen, die als die „Immortal Seven“ in die Geschichte eingegangen sind.
Wilhelm akzeptierte das Angebot nur zu gern. So setzte also Wilhelm von Oranien mit seiner Armee und mit Unterstützung durch das britische Parlament 1688 Fuß auf die Britischen Inseln und marschierte in London ein. König Jakob II. wurde von vielen seiner bisherigen Anhänger fallen gelassen, musste daraufhin das Land verlassen und floh nach Frankreich. Angeblich soll er dabei das Staatssiegel in die Themse geworfen haben, was seine Widersacher als Abdankung interpretierten.
Wilhelm von Oranien hatte jedoch als Bedingung gestellt, dass auch er zum König gekrönt werden würde und wollte einer alleinigen Krönung seiner Ehefrau Maria nicht zustimmen. Und so bestiegen die Tochter und der Schwiegersohn von Jakob II. im Jahr 1689 als Wilhelm III. und Maria II. den englischen Thron.
Vor der Krönung legte man dem künftigen Königspaar allerdings eines der wichtigsten Dokumente der englischen Geschichte zur Unterzeichnung vor, die sogenannte Bill of Rights. Es war der Preis für ihre Krönung, den zu zahlen sie bereit waren. Dieses Dokument bedeutete neben zahlreichen weiteren Bestimmungen, die es enthielt, vor allem, dass sich König und Königin dem Recht, das vom Parlament bestimmt wurde, zu unterwerfen hatten. Somit wurde die Staatsgewalt aufgeteilt und Parlament und Krone voneinander getrennt. Ein wichtiger Schritt in Richtung Demokratie. Großbritannien war zu einer konstitutionellen Monarchie geworden.
Die Bill of Rights, die Wilhelm III. und Maria II. 1689 unterzeichneten, war ein Gesetz, das im gleichen Jahr vom englischen Parlament verabschiedet wurde.
Einerseits legte es die Rechte und Freiheiten des Parlaments und der Bürger fest. Andererseits enthielt es eine Reihe von Bestimmungen, welche die Macht des Monarchen einschränkten und dabei natürlich gleichzeitig die Rechte des Parlaments stärkten. Die Bill of Rights erklärte unter anderem, dass das Parlament das Recht habe, Gesetze zu erlassen und Steuern zu erheben, und dass der Monarch keine Armee ohne Zustimmung des Parlaments unterhalten könne. Sie verbot auch grausame und ungewöhnliche Strafen und garantierte das Recht auf freie Meinungsäußerung sowie ein faires Gerichtsverfahren.
Die Bill of Rights war somit ein wichtiger Meilenstein in der Entwicklung der konstitutionellen Monarchie und der Demokratie in England. Sie legte die Grundlage für die Gewaltenteilung und die Rechtsstaatlichkeit und beeinflusste später auch die Verfassungen anderer Länder, beispielsweise die Verfassung der Vereinigten Staaten vom Amerika.
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