Der Londoner Stadtteil Belgravia gehört zu den wohlhabendsten und teuersten Gegenden der britischen Hauptstadt. Die eleganten Häuser und die mondäne Atmosphäre des Viertels imponieren einfach. Belgravia ist nämlich ganz anders als die Stadtviertel, die man sonst so von London kennt: Es ist ruhig und gediegen, ganz ohne den Trubel, die Geschäfte, Cafés und Restaurants, die so sehr zum typischen Londoner Leben im Rest der Stadt gehören. Stattdessen findet man elegante Crescents, herrliche Häuser, deren weiße Fassaden im Sonnenlicht schimmern, elegante große Plätze und Grünanlagen aus früheren Zeiten. Im Zentrum befindet sich der Belgrave Square, zentraler Platz von Belgravia und einer der größten Plätze der britischen Metropole, der im 19. Jahrhundert entstand. Ganz in der Nähe von Belgravia befindet sich der Hyde Park und auch bis zum königlichen Buckingham Palace ist es gar nicht weit.
Die Gegend des heutigen Belgravia war seit der Zeit der Tudor-Dynastie als Five Fields bekannt: Ein Landstrich, der von verschiedenen Straßen durchzogen war, die alle nach London führten. Tagsüber muteten sie idyllisch an und es herrschte Trubel, wenn Märkte stattfanden. Sobald jedoch die Sonne unterging, verwandelte sich Five Fields in eine überaus gefährliche Gegend, in der Überfälle an der Tagesordnung waren und in der man weder seines Hab und Guts, noch seines Lebens sicher sein konnte. Überlieferungen zufolge wurden die Five Fields in jener Zeit wohl auch besonders für Duelle favorisiert.
Im Jahr 1677 wurde der Grundstein dafür gelegt, dass sich dieser Zustand einmal ändern sollte, als nämlich der damals 22-jährige Sir Thomas Grosvenor die gerade mal 12-jährige Mary Davies heiratete, deren Familie das Gelände bisher gehört hatte. Damit gelangte der Landbesitz in die Hände der Grosvenor-Familie, die heute neben großen Teilen von Mayfair eben auch noch Eigentümer große Teil Belgravias ist. Der Sohn der beiden, Richard Grosvenor, entwarf bereits Pläne für den späteren Grosvenor Square, die zunächst jedoch nicht umgesetzt wurden.
Der Name Belgravia entstand, da die Grosvenor-Familie gleichzeitig den Titel „Viscount Belgrave“, in etwa eines Barons, innehatten. Noch heute gehört der Familie quasi das Dorf Belgrave in der Grafschaft Cheshire. Unweit des Dorfes befindet sich Eaton Hall, der Stammsitz der Familie.
Jedenfalls begann dann Anfang des 19. Jahrhundert vor allem Robert Grosvenor, 2. Marquess of Westminster, gemeinsam mit dem britischen Architekten Thomas Cubitt und dessen Bruder Lewis Cubitt, die Erschließung der Gegend voranzutreiben. Denn nachdem Georg III. aus dem Haus Hannover mit seinem Hof nach Buckingham House umgezogen war, wurde dieses umgebaut. Der heutige Buckingham Palace entstand und die Gegend erlebte mit dem Ende der Kriege gegen Napoleon 1815 einen regelrechten Boom.
So wurden Straßen sowie Plätze als Gartenanlagen angelegt und Häuser im georgianischen Stil wurden errichtet, großzügige Stadthäuser und Terrassenhäuser, elegante, weißen Reihenhäuser mit Säulen versehen und mit Stuck verziert. Vorbild einiger der Crescents waren der Royal Crescent in Bath, die Architekten und Stadtplaner zu ähnlichen Anlagen im ganzen Land inspirierten. Die Plätze, um die herum man die Wohnhäuser errichtete, wurden bepflanzt und begrünt. So entstanden Plätze mit Gärten, zu denen nur die Anwohner Zugang hatten. Nur drei Jahrzehnte später stand das Viertel in vollem Glanz da. Die neu errichteten Häuser wurden an reiche Familien und an Aristokraten vermietet.
Damit war Belgravia von Beginn dieser Entwicklung an eine Gegend, die eher exklusiven Charakter hatte. Es wurde schnell zu einem begehrten Wohnort für wohlhabende Familien, Prominente und Aristokraten. Die großzügigen Häuser und die exklusive Lage in der Nähe des Buckingham Palace und zu den eleganten Gegenden wie Knightsbridge und Mayfair machten es zu einem Symbol für Luxus und Prestige.
Dieses Flair von Luxus und Exklusivität sollte für Belgravia, anders als manche Gegend Londons, bleiben und damit blieb es auch eine exklusive Wohngegend. Nach dem Ersten Weltkrieg jedoch brach die Welt gerade der Aristokraten und bisher vermögenden Familien immer mehr zusammen und es wurde für sie mangels Personal und Geldes zunehmend schwieriger, Landsitze und große Häuser zu unterhalten. Und so gaben manche von ihnen ihre Häuser auch in Belgravia auf. Für Neuvermietungen der großen Stadthäuser Belgravias wurde jedoch Botschaften, Institutionen und Organisationen der Vorrang gegeben, auch wenn einige gerade der Letzteren inzwischen aus Kosten- und Platzgründen in andere Gebiete Londons umgezogen sind. Bis heute finden sich zahlreiche Botschaften in Belgravia, für die das Viertel eben bekannt ist. Die meisten Häuser sind jedoch weiterhin Wohnhäuser, auch wenn ihre Besitzer oftmals im Ausland leben und ihr Eigentum in London selten nutzen. So gehört Belgravia zusammen mit Chelsea und Mayfair auch heute noch zu den teuersten Gegenden Londons.
Inzwischen ist Belgravia nicht nur für seine prächtigen Häuser bekannt, sondern auch für seine erstklassigen Einkaufsmöglichkeiten, für die Restaurants der Gegend und für zahlreiche kulturelle Einrichtungen. Die Elizabeth Street ist eine beliebte Einkaufsstraße mit Boutiquen, Delikatessengeschäften und Cafés, während der Sloane Square ein lebhafter Treffpunkt mit Geschäften, Restaurants und dem renommierten Royal Court Theatre ist.
Bei einem Spaziergang durch Belgravia wirst du an vielen Häusern vorbeikommen, an denen sich blaue Schilder, die sogenannten „blue plaques“ befinden, in denen die Namen ihrer einstigen berühmten Bewohner vermerkt sind. Unter ihnen sind beispielsweise Wissenschaftler, Künstler und Politiker zu finden. In Mayfair und Belgravia gibt es heute mehr als 1.500 Gebäude, die in den amtlichen Denkmallisten des Vereinigten Königreichs aufgeführt sind und als historische Gebäude gelten und als sogenannte „Listed buildings“, 50 von ihnen sind sogar sogenannte „Grade I listed buildings“, die eine besondere historische oder architektonische Bedeutung haben. So kannst du dich auf eine wahre Entdeckungsreise in Belgravia begeben.
Belgravia spiegelt heute den Wandel Londons über die Jahrhunderte hinweg wieder. Es entwickelte sich von einer durchweg ländlichen Gegend in der Nähe des heutigen Buckingham Palace zu einem der exklusivsten Stadtviertel der britischen Metropole. So ist es kein Wunder, dass das Viertel mit seiner eleganten Architektur und seinem luxuriösen Flair Besucher aus aller Welt fasziniert.
Belgrave Square
Der Belgrave Square ist der zentrale Platz von Belgravia, der zwischen 1826 und den 1840er Jahren unter Thomas Cubitt errichtet wurde. Er ist einer der größten Plätze der britischen Metropole. Auf dem Platz stehen zahlreiche Säulen berühmter Persönlichkeiten, u. a. von Christoph Kolumbus und Símon Bolívar.
Belgravia Farmers‘ Market
Wie in manch anderen Londoner Stadtvierteln auch, so gibt es auch in Belgravia einen Farmers‘ Market. Der Belgravia Farmers‘ Market findet jeden Samstag statt und ist beliebt bei Einheimischen und auch Touristen, die auf der Suche nach regionalen Produkten sind – ob frisches Gemüse, Brot oder Käse.
Chester Square
Der Chester Square ist ein kleinerer Platz in Belgravia und damit eine weitere grüne Oase des Viertels. Benannt wurde er nach der Stadt Chester, die in der Nähe von Eaton Hall in der heutigen Grafschaft Cheshire in Nordengland liegt.
Eaton Square
Der Eaton Square ist der zweitgrößte Platz von Belgravia, ein Gartenplatz, der eine längliche Form hat und zwischen 1826 und 1855 angelegt wurde und ein Ort der Entspannung inmitten der ihn umgebenden prächtigen Häuser bietet. Er wurde nach dem Namen des Familienstammsitzes der Grosvenor, Eaton Hall, benannt.
Elizabeth Street
Die Elizabeth Street ist eine charmante Einkaufsstraße mitten in Belgravia. In der Straße gibt es viele exklusive Boutiquen, Delikatessenläden, Restaurants und Cafés. Die Elizabeth Street befindet sich im südlichen Teil von Belgravia. Weitere Einkaufsmöglichkeiten in Belgravia sind die Motcomb Street und die West Halkin Street, beide im Norden von Belgravia gelegen.
Holy Trinity Church
Im südwestlichen Teil von Belgravia befindet sich die Holy Trinity Church, die aus dem 19. Jahrhundert stammt.
Lowndes Square
Lowndes Square ist ein weiterer kleinerer Platz, der westlich von Belgrave Square light. Unweit davon entfernt befindet sich schon das Kaufhaus Harvey Nichols in Knightsbridge. Von dort ist es zum berühmten Londoner Kaufhaus Harrods nicht mehr weit.
Pimlico Road Design District
Der Pimlico Road Design District ist ein Paradies für Designliebhaber. Er bietet eine Vielzahl von Geschäften und Galerien, die sich auf Inneneinrichtung und Kunst spezialisiert haben.
Sloane Square
Der belebte Sloane Square ist ein Platz zwischen den Stadtteilen Belgravia, Chelsea und Knightsbridge. Er ist ein beliebter Treffpunkt sowohl für Einheimische wie für Touristen. Rund um den Sloane Square gibt es eine Vielzahl von Geschäften, Restaurants und Bars. Außerdem beherbergt der Sloane Square auch das renommierte Royal Court Theatre.
St. Peter’s Church
Die anglikanische Kirche im neugotischen Stil befindet sich am Eton Square und ist ein architektonisches Juwel in Belgravia mit einer imposanten Fassade und kunstvollen Details. Sie wurde im 19. Jahrhundert erbaut.
Wilton Crescent
Wilton Crescent wurde Anfang des 19. Jahrhunderts errichtet und hat den typischen Stil eines Crescents, dessen Vorbild in Bath mit dem Royal Crescent zu finden ist. Wilton Crescent befindet sich in nordwestlicher Richtung vom Belgrave Square. Über Wilton Place ist er mit dem Stadtviertel Knightsbridge verbunden.
Belgravia erstreckt sich in Teile gleich zweier Londoner Bezirke hinein: dem Borough of Westminster und dem Borough of Kensington and Chelsea. Es grenzt im Südwesten an den schon erwähnten königlichen Buckingham Palace an. Im Westen liegt Chelsea, im Norden der Hyde Park, nordöstlich Mayfair und Green Park, im Osten Westminster. Die Grenzen von Belgravia verlaufen entlang der Buckingham Palace Road und Grosvenor Place im Osten, Chelsea Bridge Road im Süden, Sloane Street im Westen und Knightsbridge im Norden, wo auch die A4 entlang läuft.
Die U-Bahn-Stationen für Belgravia sind folgende:
Hyde Park Corner (Piccadilly Line), Knightsbridge (Piccadilly Line) – beide im Norden von Belgravia Victoria Station (Victoria Line, Circle Line, District Line) – im Osten von Belgravia
Sloane Square (Circle Line, District Line) – im Westen von Belgravia.
Anreise mit Bus oder Zug / Bahn:
Victoria Station – einschließlich dem Busbahnhof Victoria Coach Station, der sich in der Buckingham Palace Road befindet, und der das Ziel vieler Busreiseunternehmen wie den National Express Bussen oder auch Flughafenzubringern wie denen nach Gatwick Airport ist.
Viele Bushaltestellen z. B. für die Expressbusse nach Oxford, befinden sich entlang der Buckingham Palace Road.
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