Spätestens seit dem gleichnamigen Film mit Julia Roberts und Hugh Grant verzaubert der im Nordwesten Londons gelegene Stadtteil Notting Hill Besucher aus allen Ecken der Welt. Die bunt gestrichenen farbenfrohen Stadthäuser, das multikulturelle Flair des Viertels, der berühmte Second Hand und Antiquitätenmarkt in der Portobello Road, der jährlich stattfindende Notting Hill Carnival – Das alles sind unschlagbare Argumente für einen Besuch in Notting Hill.
Wie viele ehemalige Vororte von London, die im Laufe der Zeit, meist im 19. Jahrhundert, eingemeindet wurden, so war auch die Gegend von Notting Hill eher landwirtschaftlich geprägt. Vor allem Schweine wurden in Notting Hill gehalten. Aufgrund des schweren Lehmbodens der Gegend war Notting Hill aber auch ein Zentrum für die Herstellung von Ziegelsteinen und Kacheln. Bis in die 1800er-Jahre wurde deshalb in Notting Hill Ton gebrannt. Als einziges Überbleibsel aus dieser Zeit ist der Brennofen, der “Pottery Kiln“ aus dem 19. Jahrhundert, der heute in der Walmer Road steht, erhalten geblieben.
Im 19. Jahrhundert dehnte sich die Stadt London mit der Entstehung der Eisenbahn und der U-Bahn in die Vororte aus und somit auch bis nach Notting Hill. Ab den 1820er-Jahren begann James Weller Ladbroke die Entwicklung der Gegend voranzubringen. Die Ladbroke Familie besaß den größten Teil des Grundbesitzes in Notting Hill und so wurden auf dem Grundbesitz Straßen angelegt und Häuser gebaut. Allerdings schaffte Notting Hill nie wirklich den Sprung zu einem reichen wohlhabenden Viertel wie beispielsweise die Stadtviertel Belgravia oder Mayfair, die beide bis heute mondäne Wohnviertel für die gut betuchte Bevölkerung sind und noch näher am Londoner Stadtzentrum liegen. Stattdessen zog es im viktorianischen Zeitalter, als es dem Viertel wirtschaftlich recht gut ging, eher die obere Mittelschicht nach Notting Hill, die sich die teuren Häuser in Belgravia und Mayfair nicht leisten, aber in Notting Hill zu günstigeren Preisen ähnlich gut leben konnten. Ende des 19. Jahrhunderts war auch die Zeit, in der sich das Kunsthandwerk in Notting Hill zu entwickeln begann und so werden das Kunsthandwerk und die Kunst bis heute mit Notting Hill in Verbindung gebracht.
Die Geschichte der Portobello Road und ihres berühmten Marktes begann zunächst als Einkaufsstraße im Jahr 1927. In dem Jahr wurden nämlich die Öffnungszeiten verlängert, was für den ungemein Handel förderlich war. Der erste Antiquitätenladen in der Red Lion Arcade wurde von Susan Garth eröffnet und heute trägt an dieser Stelle eine blaue Plakette ihren Namen. Mit diesen blauen Plaketten erinnert man in Großbritannien an historische Orte und historische Persönlichkeiten.
Im 20. Jahrhundert konnten es sich dann jedenfalls die Familien der Mittelklasseschicht nicht mehr leisten, Bedienstete einzustellen, die sich um die großen Häuser kümmerten. So wurden viele der Stadthäuser in kleinere Wohnungen aufgeteilt. Das machte die Mieten in Notting Hill erschwinglich, was in den Fünfzigerjahren dazu führte, dass es viele Einwanderer in das Viertel zogen, wobei sie jedoch oft Opfer von Immobilienmaklern wurden, welche die Häuser zunehmend verkommen ließen und es darauf anlegten, Miete kassieren zu wollen. So verwahrloste Notting Hill bis in die 1980er-Jahre zunehmend, als dann schließlich Abhilfe geschaffen wurde. Die Häuser wurden schrittweise wieder in Stadthäuser zurückverwandelt und die einzelnen Wohneinheiten aufgelöst.
Heute leben in Notting Hill viele Einwanderer aus Spanien, Portugal und Marokko und Notting Hill hat sich zu einem eleganten und wohlhabendem Stadtviertel gemausert.
Der Stadtteil Notting Hill liegt im Nordwesten von London. Er gehört eigentlich zum Bezirk Kensington and Chelsea. Notting Hill grenzt genau an die nordwestliche Ecke des Hyde Parks. Im Süden liegt Kensington, im Weston Sherperd’s Bush, im Norden Maida Hill.
Tatsächlich sind die bunt gestrichenen farbenfrohen Häuser inzwischen so etwas wie das Markenzeichen des Viertels. Dazu zählen natürlich auch farbenfrohe Türen, so wie im Film Notting Hill den Fans die blaue Tür des Hauses, in dem die Protagonisten des Films leben, ein Begriff ist.
Besonders anziehend für Besucher, gerade an den Wochenenden, sind die vielen kleinen unabhängigen Geschäfte, auch Second Hand und Antiquitätsgeschäfte. Besonders an Notting Hill ist nämlich, dass es bis auf einige wenige Ausnahmen keine größeren Läden und Ketten gibt, sondern hauptsächlich kleine unabhängige Läden. Das ist heutzutage schon etwas Besonderes, vor allem in einer Großstadt wie London. Toll ist auch, dass es im Viertel unglaublich viele exotische Restaurants gibt. Ob karibisches Essen, orientalisch, asiatisch oder doch eben europäisch – alles kein Problem! Es gibt wirklich an jeder Ecke etwas zu entdecken.
Was gibt es außerdem in Notting Hill zu entdecken? Nun, da wäre zunächst erst einmal das älteste Kino Londons. Es wurde 1911 unter dem Namen Imperial Playhouse eröffnet und war das erste direkt für Kinoaufführungen erbaute Kino der Hauptstadt. Heute heißt es Electric Cinema und befindet sich in der Portobello Road. Außerdem gibt es seit 2002 in Notting Hill das sehenswerte Museum of Brand, Packaging and Advertising, das auf eine über zweihundertjährige Zeitspanne von Marken und Werbung beleuchtet.
Jeden Samstag findet in der Portobello Road der Portobello Road Market statt. Auch wochentags ist der Markt geöffnet, dann aber um einiges kleiner als der Markt am Samstag. Auch wer eher zum Portobello Road Markt als in die Geschäfte des Viertels möchte und auf dem Markt von den Essensständen angelockt wird: Es lohnt sich unbedingt einen Blick auf die kleinen Restaurants, die sich hinter den Ständen verstecken, zu werfen.
Der Portobello Road Market ist eigentlich täglich geöffnet, aber am Wochenende bzw. am Samstag ist er am interessantesten, denn dann sind die meisten Stände zu finden und unglaublich viele Leute sind dann unterwegs.
Der Markt ist ideal für alle, die Secondhand-Kleidung suchen, ist aber auch eine gute Adresse für die Suche nach Antiquitäten oder für alle, die einfach nur gern nach alten Schallplatten, CDs, Filmen, Büchern stöbern oder generell auf der Suche nach einem Mitbringsel als Erinnerung an den Urlaub in London sind. Auf dem Markt herrscht ein herrlicher Trubel, man hört Musik, Anwohner, Besucher und Verkäufer schwatzen, diskutieren und feilschen und es liegen die unterschiedlichsten Gerüche der Stände, an denen Speisen und Getränke aus den verschiedensten Ecken der Welt verkauft werden in der Luft. Einfach himmlisch für die Sinne und für alle, die etwas erleben wollen, gern Menschen beobachten, Kultur und Flair suchen.
Der Notting Hill Carnival ist der zweitgrößte Karneval der Welt und folgt damit gleich dem von Rio de Janeiro in Brasilien. Während des Karnevals ist Notting Hill kaum wieder zu erkennen. Dann verwandelt sich das gesamte Viertel in eine riesengroße feiernde Partyzone, in der vor allem karibische Musik gespielt und getanzt wird, was das Zeug hält. Der große Karnevalsumzug, der von den vor allem karibischen Bewohnern organisiert wird, findet immer jeweils am Sonntag und Montag statt. Den solltest du dir auf keinen Fall entgehen lassen! Dann fahren die großen Karnevalswagen durch die Straßen und überall tanzen und feiern die Teilnehmer des Karnevals, Anwohner und Besucher gemeinsam.
Der Notting Hill Carnival findet immer am letzten Wochenende im August statt. Das ist in Großbritannien ein sogenanntes „Bank Holiday Weekend“, an dem der Montag ein Feiertag und damit ein langes Wochenende ist.
Die Ursprünge des Karnevals gehen ins Jahr 1958 zurück. Nach Ausschreitungen gegen dunkelhäutige Immigranten organisierten 1966 die beiden Frauen Claudia Jones und Rhaune Leslett-O‘Brien in der St. Pancras Town Hall einen Karneval und das Notting Hill Street Festival. Aus diesen entstand der Notting Hill Carnival und wurde mit der Zeit immer größer. Inzwischen besuchen ihn jährlich Tausende Besucher und unzählige Karnevalswagen ziehen an dem Wochenende durch die Straßen von Notting Hill.
Museum of Brands, Packaging and Advertising
Adresse: 111-117 Lancaster Gate, London W11 1QT
Öffnungszeiten: Mo – Sa 10-18 Uhr, So 11-17 Uhr
Webseite: https://museumofbrands.com/
U-Bahn-Station: Ladbroke Grove (Hammersmith & City Line)
„Pottery Kiln“ in der Walmer Road
Adresse: Walmer Road, London W11
Webseite: https://britishlistedbuildings.co.uk/101227066-pottery-kiln-notting-dale-ward#.Yui6_L1ByM8
U-Bahn-Station: Latimer Road oder Ladbroke Grove (Hammersmith & City Line)
Electric Cinema
Adresse: 191 Portobello Road, London W11 2ED
Webseite: https://www.electriccinema.co.uk/
U-Bahn-Station: Ladbroke Grove (Hammersmith & City Line)
The Notting Hill Bookshop: Buchladen aus dem Film Notting Hill
Adresse: 13 Blenheim Crescent, London W11 2EE
Webseite: https://www.thenottinghillbookshop.co.uk/
U-Bahn-Station: Ladbroke Grove (Hammersmith & City Line)
Link zur Webseite des Notting Hill Carnivals:
Notting Hill Gate (Central Line) südlich im Viertel
Ladebroke Grove (Hammersmith & City Line) nördlich im Viertel
Etwas weiter: Bayswater (Central Line) oder westlich Sherpherd’s Bush (Central Line) und nördlich Westbourne Park.
Holland Park (Central Line), Latimer Road
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