Die Grafschaft Kent, die ganz im südöstlichen Teil von England liegt, wird oft als Garten Englands bezeichnet, ein Name, den inzwischen auch andere Grafschaften gern für sich beanspruchen. Er bezieht sich auf die Tatsache, dass in Kent traditionell die Landwirtschaft dominierte. Deshalb finden sich in Kent viele Obstplantagen, aber auch Hopfenfelder. In Kent gibt es aber auch viele der schönsten Landschaftsparks des Südens, beispielsweise Sissinghurst oder auch die Gärten um eines der schönsten Schlösser des Landes, Leeds Castle.
Kent grenzt an die Grafschaften East Sussex, Surrey und Essex sowie an den Großraum London, genannt Greater London. Die Küste von Kent grenzt an die Nordsee und im Süden natürlich an den Ärmelkanal und die Straße von Dover. Durch den Eurotunnel ist Kent mit dem europäischen Festland verbunden.
In Kent findet man vieles, das für typisch britisch gilt: Kleine Ortschaften und Städte mit reetgedeckten Häusern, urigen Fachwerkhäusern, verwinkelten Straßen, Kopfsteinpflaster und einem Flair, das von mittelalterlich bis viktorianisch reicht. Die Küste bietet viele Strände, Wander- und Fahrradwege, beispielsweise den 260 Kilometer langen Saxon Shore Way, der von Gravesend in Kent bis nach Hastings in der Grafschaft Sussex führt. Im Süden bezaubern die berühmten weißen Kreidefelsen von Dover, von denen aus man bei gutem Wetter bis hinüber zur Küste von Frankreich blicken kann. In Kent findet man solch berühmte Orte wie Rochester, berühmt vor allem durch einen der großen Schriftsteller der englischen Literatur, Charles Dickens. Auch Broadstairs ist mit seinem Namen eng verbunden. Viele andere bekannte Künstler kamen ebenfalls aus Kent, so beispielsweise einer der berühmtesten Landschaftsmaler des Landes, William Turner, der aus Margate stammte. Einige kleine Orte haben sich mit ihrem Namen in den Ohren der Welt verewigt, beispielsweise Sandwich oder Deal. Außerdem liegt im nördlichen Teil von Kent eine der wichtigsten Städte des Landes: Canterbury, Sitz und damit das Herz der anglikanischen Kirche. Weitere größere und bekannte Städte sind Dartford, Maidstone, Sevenoaks, Tonbridge, Faversham, Margate, Dover und Folkstone.
Entlang der Küste von Kent ziehen sich viele Festungen, die zur Verteidigung des Landes, das immer wieder Opfer von Angriffen der Wikinger aber auch von Angriffen vom europäischen Festland aus wurde. Nicht zu vergessen sind hier die erfolgreiche Eroberung des Landes durch Wilhelm den Eroberer, der von der Normandie aus seinen Angriff auf England startete, oder natürlich die Bedrohung durch die Auseinandersetzungen mit Frankreich. Damit verbunden war auch der Schiffsbau, der in Kent in Chatham bei Rochester angesiedelt wurde - von Bedeutung nicht nur für die Grafschaft selbst, sondern für das gesamte Land.
Kent ist eine der ältesten Grafschaften des Landes. Archäologische Funde in Kent führen zu einer Siedlungsgeschichte, die bis in die Altsteinzeit und die Jungsteinzeit zurückgeht. Auch die Römer siedelten bereits in der Gegend des heutigen Kents, nachdem sie ab 40 n. Chr. das England erobert hatten. Sie nannten die Gegend offenbar Cantium, abgeleitet von dem Namen der einheimischen Bevölkerung, der wohl Cantus war und Grenze bedeutete. Nachdem die Römer Britannien aufgegeben hatten, siedelte im 5. Jahrhundert in der Gegend des heutigen Kent das Volk der Jüten und gründeten das Königreich Kent.
Im 6. Jahrhundert, genauer im Jahr 597 wurde vom römischen Papst Gregor I. der erste Erzbischof von Canterbury berufen. Das war Augustinus, der kurz zuvor den angelsächsischen König Æthelberht zum Christentum bekehrt hatte. Canterbury, das heute Sitz der anglikanischen Kirche ist, wurde damals zum ersten Bischofssitz in England. Und so geht bis heute von Canterbury mit seiner imposanten Kathedrale, die eine der wichtigsten Sehenswürdigkeiten Südenglands ist, eine ungemein große religiöse Bedeutung für das Land aus.
Mit der Eroberung Englands durch die Normannen unter Wilhelm dem Eroberer im Jahr 1066 fiel auch ein Jahr später Kent in seine Hände, das aufgrund des Widerstands der Bewohner noch eine Weile eine Sonderstellung innehatte. Doch bald durchzog auch Kent eine große Zahl an Burgen und Schlössern, die von den Normannen zur Verteidigung des Landes erbaut wurde und die heute noch an vielen Orten zu sehen sind.
Geografisch hat Kent eine wichtige strategische Bedeutung für England und das Vereinigte Königreich und damit für jeden, der im Land das Zepter in der Hand hatte. Bedenkt man, dass man von Dover aus die Grenzen Frankreichs sehen kann, so lässt sich leicht abzählen, dass dieser Teil der Britischen Inseln vor möglichen Invasoren geschützt werden musste. Kein Wunder also, dass auch rund um Kent, ähnlich wie in der Grafschaft Sussex, viele Schlösser und Burgen entstanden.
Gleichzeitig war Kent eine bedeutende Gegend für den Handel und so entstanden zahlreiche Häfen an der Küste von Kent. Eine der mächtigsten Vereinigungen im Land war die Cinque Ports Confederation, die in Kent entstand und in der sich fünf der wichtigsten Hafenstädte jener Zeit zusammengeschlossen hatten und im Austausch dafür, dass sie dem englischen König bei Bedarf eine festgelegte Anzahl an Schiffen zur Verfügung stellten eine Reihe von Vorteilen, wie beispielsweise die Freistellung von Steuerzahlungen. Möchtest du mehr darüber erfahren? Dann findest du bei den England Notes einen separaten Beitrag über die Geschichte de Cinque Port Confederation.
Doch zurück zur Geschichte von Kent. Die strategisch wichtige Lage und die Hafenstädte führten auch dazu, dass der Schiffsbau eine lange Tradition hat. In Chatham, der Nachbarstadt von Rochester, direkt am Medway, dem größten Fluss Kents gelegen, wurden bereits zu Zeiten von Königin Elisabeth I. in einer kleinen Werft die ersten Schiffe gebaut. Über die Jahrhunderte änderte sich dies, als die Schiffe größer und die Häfen in Kent dafür zu klein wurden, zog der Schiffsbau und der Handel in größere Hafenstädte an der englischen Küste.
Obgleich heute Industrie und Dienstleistungen den wichtigsten Teil der Wirtschaft in Kent ausmachen, gibt es auch immer noch viele Obstplantagen und eben auch Hopfengärten, eben im Garten Englands.
Canterbury
Canterbury ist der Touristenmagnet Englands schlechthin. Jahr für Jahr zieht die Stadt wie wohl keine zweite in Südengland tausende Besucher an. Sie ist Hauptstadt der Grafschaft Kent und als eine der bedeutendsten Städte des Landes hat sie eine Menge beeindruckender Gebäude und Bauwerke zu bieten, die von einer langen Geschichte zeugen. Vor allem aber ist sie Hauptsitz der anglikanischen Kirche, der Church of England.
Leeds Castle
Leeds Castle ist eines der schönsten und gleichzeitig romantischsten Schlösser ganz Englands. Es wurde auf zwei Inseln erbaut und ist von einem wunderschönen riesigen Park umgeben. Die gesamte Anlage um das Schloss herum ist so groß, dass man problemlos einen ganzen Tag hier verbringen kann. Es gibt zahlreiche Spazierwege, eine große Anlage mit Volieren, und einen Irrgarten, an dessen Ende man zum Aussichtspunkt über eine kleine Grotte gelangt. Außerdem finden auf dem Gelände oft Veranstaltungen statt.
Rochester
Quasi einen Katzensprung von London entfernt, ob mit Auto oder Bahn in circa einer Stunde zu erreichen, liegt in der Grafschaft Kent die kleine Stadt Rochester. Und dieser Sprung lohnt sich in der Tat, denn Rochester mit seiner historischen Altstadt, dem Schloss, der Kathedrale, dem Schiffsbau und seiner Verbindung zu einem der bekanntesten britischen Romanciers, nämlich Charles Dickens, hat einiges zu bieten.
WHITSTABLE
Im Norden der Grafschaft Kent, direkt an der Küste und nicht allzu weit von Canterbury entfernt liegt das zauberhafte kleine Küstenstädtchen Whitstable. Es ist einfach ein herrlicher Ort, um sich im Herbst und Winter den Wind um die Nase blasen zu lassen oder um im Frühling und Sommer Sonne zu tanken.
Biddenden
Zu den vielen lohnenswerten Ausflugszielen um Canterbury zählt Biddenden. Es ist ein kleines Dorf, das südwestlich von Canterbury liegt und in dem auch heute noch viele Häuser aus dem 15., aber auch dem 16. Jahrhundert stehen. Als sich hier flämischen Weber niederließen. Besonders sehenswert ist die Old Cloth Hall aus dem 17. Jahrhundert. Es ist das Haus eines Tuchherstellers aus dieser Zeit. In beinahe unmittelbarer Nähe, gerade mal 2,5 km außerhalb des Dorfes liegen die ältesten Weingärten Kents: die Biddenden Vineyards. Außerdem findet man hier auch die Three Chimneys: Hopfentürme, die im 16. Jahrhundert erbaut wurden.
http://www.biddendenkent.co.uk/
Dover und Dover Castle
Für viele war und ist Dover das erste, was sie von England sehen – Dover und die Kreidefelsen. Nach wie vor ungemein beliebt ist die gigantische Festungsanlage in Dover, Dover Castle.
Dover Castle, Castle Hill Rd., Dover CT16 1HU
https://www.english-heritage.org.uk/visit/places/dover-castle/
Hever Castle
Das wunderschöne Schloss Hever ist unbedingt sehenswert. Einst gehörte es der Familie von Anne Boleyn, geriet jedoch nachdem sie des Hochverrats beschuldigt wurde, in die Hände von Heinrich VIII. Entsprechend viel hat das Schloss zu erzählen.
https://www.hevercastle.co.uk/
Reculver Towers and Roman Fort
In der Nähe des Küstenstädtchens Herne Bay, ungefähr 12 Kilometer von Canterbury entfernt, befindet sich Reculver Towers and Roman Fort. An dieser Stelle errichteten einst die Römer eine Festung zur Verteidigung gegen die immer wieder angreifenden Sachsen. Auch die Überreste der Festung sind noch erhalten. Die Angelsachsen errichteten an der gleichen Stelle im 7. Jahrhundert ein Kloster, das aber nicht länger als bis ins 10. Jahrhundert genutzt wurde. Im 12. Jahrhundert wurde in der Bucht von Herne Bay eine Kirche erbaut, von der Ruine noch eine Ruine mit ihren beiden Zwillingstürmen übriggeblieben sind und die man schon von der Fern aus sieht.
Reculver, Herne Bay, Kent CT6 6SS
https://www.english-heritage.org.uk/visit/places/reculver-towers-and-roman-fort/
Richborough Roman Fort und Amphitheatre
Ungefähr 16 Kilometer von Canterbury entfernt bei dem kleinen Städtchen Sandwich, liegt das Richborough Roman Fort and Amphitheatre. Die Überreste des römischen Forts liegen in der Marschlandschaft von Kent und sind von den noch erhaltenen alten Mauern umgeben. Das Museum berichtet über die Zeit der Römer auf den Britischen Inseln und man kann die Stätte mit einem Audioguide besichtigen.
Richborough Road, Sandwich, Kent CT13 9JW
https://www.english-heritage.org.uk/visit/places/richborough-roman-fort-and-amphitheatre/
Fort Amherst
In Chatham bei Rochester liegt Fort Amherst. Die Festung ist eine von vielen entlang der Küste Südenglands, die ausgebaut wurden, um gegen eine mögliche Invasion der napoleonischen Armeen gewappnet zu sein. Ursprünglich wurde es im Jahr 1756 gebaut, um, wie auch Upnor Castle, den Schiffsbau der Stadt zu schützen. Hier lohnt sich vor allem eine Führung durch die Tunnel der Festung.
Dock Road, Chatham ME4 4UB
Saxon Shore Way
Der Saxon Shore Way ist ein 260 km langen Wanderweg der bis nach Hastings die Küste entlang führt.
https://ldwa.org.uk/ldp/members/show_path.php?path_name=Saxon+Shore+Way
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Tipps und Informationen zum Buchen von Übernachtungen in Kent findest du bei den England Notes in unserem Beitrag Unterkünfte für die England-Reise buchen. Fall du Interesse an einer Übernachtung bei Airbnb hast, dann findest du in unserem Beitrag Unterkünfte für die England-Reise über Airbnb buchen eine genaue Beschreibung darüber, wie Airbnb funktioniert. Beide Beiträge findest du unter dem Punkt Reiseplanung, bei dem sich alles um die Planung deiner England-Reise dreht. Dort findest du auch Tipps zum Buchen von Flügen nach England, Tipps und Ratschläge, um mit dem Zug durch England zu reisen, mit dem Bus durch England zu reisen oder mit dem Mietauto durch England zu reisen ... und noch vieles mehr.
Und schließlich noch ein paar Links bei den England Notes, unter denen du praktische Informationen für deine Reiseplanung für deine England-Reise findest:
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